Das Beziehungskonto

Es gibt eine menschliche Gesetzmäßigkeit: Wenn man etwas bekommt, verspürt man den Drang auch etwas zu geben Dies zeigt sich nicht nur zu Weihnachten, sondern gilt auch ganz besonders in Beziehungen. Gibst Du mir, geb' ich dir. Das kann erst einmal sehr egoistisch klingen. Ist es aber nicht. "Das Glück in der Beziehung hängt vom Umsatz ab." sagt ein bekannter Ehetherapeut. Am Anfang geht das wie von allein. In der Verliebtheitsphase gibt jeder gern von selbst. Das ist das Geheimnis, warum sich Paare am Anfang so wohlfühlen.

Irgendwann wird es weniger. Meist wenn sich der so genannte Alltag einstellt. Wenn man sich an das Glück gewöhnt hat. Wenn das Geben des anderen *selbstverständlich" geworden ist. Und man selbst etwas bequemer wird. Dann schleicht sich eine Verlangsamung ein. Die muss erstmal nicht schlimm sein. Jede Partnerschaft braucht ein gewisses Maß an Nähe aber auch an Distanz. Zuviel Nähe lässt das "System Partnerschaft" erstarren, es wird langweilig. Zuviel Distanz lässt es auseinander fliegen, die Partner erreichen sich nicht mehr. Wichtig ist die Ausgewogenheit, die Balance. Und so auch im Geben und Nehmen. Unermüdlich, ohne Zwang und Stress eben gerne, im Wissen darauf, dass man wieder bekommt wenn man gibt.

Wenn man sich die Beziehung wie ein Bankkonto vorstellt, dann wird am Anfang erstmal viel eingezahlt. Nicht in Form von materiellen Zuwendungen sondern von Zuwendungen aus dem Verhaltensbereich. Paare versuchen sich gemeinsame schöne Erlebnisse zu schaffen, zeigen, dass sie den/die Partner/in schätzen und tauschen Zärtlichkeiten aus. Das sind konkrete Verhaltensweisen: Loben, zärtlich sein, Unterstützung geben, auf Vorschläge eingehen usw. Von einem Bankkonto kann man aber auch abheben. Auch von einem Beziehungskonto. Und das sind wieder konkrete Verhaltensweisen: z.B. Vorwürfe bekommen, ignoriert werden, bloßgestellt werden usw. Manchmal kann eine Abhebung viele kleine Einzahlungen aufheben. In der Regel werden Abhebungen schwerer gewichtet. Daher kommt es, dass ein Beziehungskonto so schnell ins Minus gerät.

Ein bekannter Eheforscher fand heraus, dass auf eine Abhebung mindestens 5 Einzahlungen kommen müssen. Das heißt konkret: auf eine negative Äußerung oder Handlung müssen mindestens 5 positive Äußerungen oder Handlungen kommen, damit ein Paar das Gefühl von Zufriedenheit in der Beziehung hat. Bei glücklichen Paaren liegt die Quote bei 15:1. D.h. auf eine Abhebung in einer sprachlichen oder handelnden Weise kommen 15 liebevolle und wertschätzende. Und wie auch auf dem materiellen Bankkonto, kann man auf dem Beziehungskonto ein Guthaben ansammeln, das ein Gefühl von Sicherheit gibt.

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