Das Beziehungskonzept

Im Laufe der Beziehung kommt hinter dem Mann immer mehr der Vater der Frau, hinter der Frau immer mehr die Mutter des Mannes zum Vorschein. Übertragungsrepräsentanz nennt die Psychoanalyse das und sagt, das ein Minimum an Übertragungsbereitschaft notwendig sei, damit sich das Paar miteinander wohlfühlt. Das heißt auf Deutsch: Die Frau muss für ihren Mann ein bisschen wie seine Mutter sein können und der Mann ein wenig wie ihr Vater. Kurz: ein bißchen bemuttern und bevatern darf sein, sollte sein. Wir gehen hier von einer normalen Beziehung mit einigermaßen guten Eltern aus. Die Verwandten der Frau und die des Mannes sollten gegenseitig geachtet werden. Selbst wenn einer zugestimmt hat, dass seine Herkunftsfamilie "ausgeklammert" wird, tut das auf Dauer nicht gut. Spätestens der Nachwuchs leidet, aber auch die eigene Identität wird geschwächt. Ich kann und soll mein Geworden-sein nicht verleugnen. Auch wenn manches nicht so glatt verlaufen ist, wie man es sich gewünscht hätte. Manche Empfindlichkeiten haben sich in der Kindheit, im Elternhaus geformt und es ist gut, wenn der Partner / die Partnerin diese kennt und einschätzen kann.

Jedes Beziehungskonzept ist anders. Das zeigt sich darin, was jeder für Signale braucht, um das Gefühl zu haben, geliebt zu sein. Ist es die Berührung, oder das Gespräch oder das gemeinsame Lachen? Ist es der Abschiedskuß, wenn der andere auf die Arbeit geht, oder beim Heimkommen das Zusammensitzen und Tee trinken? Wie auch immer - es gibt Rituale, Werte und Einstellungen, die schon durch die Herkunftsfamilie geprägt sind.

Auch im Streit beeinflusst unsere Lerngeschichte unser Handeln. Wenn jemand erlebt hat, dass Streiten ganz schlimm und verboten ist, reagiert er anders, als wenn er erlebt hat, wie die Eltern zu guten Lösungen kamen und sich wieder versöhnten? Dazwischen können noch ganz viele Varianten liegen. In jedem Fall ist es gut, wenn Partner sich dessen bewusst sind und sich selbst und den anderen gut einschätzen können.

Auch hier findet Partnerschaft ihren Ausdruck in konkreten Verhaltensweisen, die beeinflussbar sind. Nicht die Unterschiede zwischen den Partnern führen zu Problemen, sondern die Art, wie sie damit umgehen. Je mehr die Paare voneinander wissen, desto glücklicher können sie ihre Beziehung gestalten.

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