Frauen wollen reden - Männer wollen handeln

John Gottman, bekannter Eheforscher aus den USA hat mit seinem Team herausgefunden, dass Frauen, die sich in ihrer Beziehung nicht wohlfühlen eher mit Kritik und Verachtung reagieren, während Männer sich eher zurückziehen oder rechtfertigen. Er stellte außerdem fest, dass weibliche Kritik den Männern sehr viel ausmacht. Sie reagieren wie bei Streß. Der Adrenalinspiegel steigt, die Pulsfrequenz erhöht sich, die Immunabwehr wird reduziert. Aber ebenso reagieren Frauen auf den Rückzug der Männer gestreßt. Sie steigern evtl. ihre Kritik, um den Mann aus der Reserve zu locken, was ihn wiederum noch mehr in diese treibt. Ein fataler Teufelskreis beginnt.

Wir stellten in einem der vorherigen Artikel fest, dass Frauen die kommunikativeren sind. Sie sprechen in der Regel leichter über Gefühle als Männer. Sie erinnern sich? Männer haben die gleichen Gefühle, nur darüber reden, das können sie nicht so gut, bzw. nicht so schnell. Aber Gefühle formulieren kann man üben, wenn man sich erlaubt hat, sie wahrzunehmen.

Viele Männer sind ganz froh, dass ihre Frauen die kommunikative gefühlsmäßige Seite der Beziehung beleben. Wenn sie ihm aber ein Problem schildert, fühlt er sich meist aufgefordert eine Lösung zu finden. Die Vorstellung: "Reden, nur des Redens willen" erscheint vielen abstrus. Viele Frauen bringen aber Gefühl durch Sprache ins Bewusstsein und möchten das mit dem Partner teilen. Da braucht es einen guten Zuhörer. Aber nicht nur einen, der dasitzt und nichts sagt, sondern einen Partner, der auch zeigt, dass er zuhört. Der sie anschaut, nickt oder "aha" sagt, und wenn es um ein Problem geht, das Gesagte auch mal rückmeldet. z.B.: "du hast dich also heute mit deiner Freundin nicht wohl gefühlt. Was genau hat dich denn da gestört?" Durch "aktives" Zuhören fühlt sich die Partnerin von ihrem Mann angenommen und geborgen.

Wenn er allerdings sagt: 'Ich hatte heute auch keinen besonders guten Tag." dann ist das Gespräch schnell am Ende angelangt. Dann hat jeder nur ein Statement abgegeben und weiter kam kein intensiveres Gespräch zustande. Das befriedigt auf Dauer nicht.

Oft kommen Frauen in die Beratung und sagen: So will ich nicht mehr neben meinem Mann her leben." Wenn ich dann nachfrage, was sie sich genau wünschen, dann sagen viele, dass sie mehr Gespräche mit ihrem Partner wollen. Die Männer wundern sich dann. Sie denken, es werde doch genug geredet.

Im Laufe der Paarberatung berichten dann auch viele Männer, dass ihnen die Gespräche mit ihren Partnerinnen jetzt besser gefallen, sie intensiver seien, und sie sich jetzt allgemein viel besser verstehen würden. Sie haben dann gelernt, bestimmte Gesprächsblockaden zu durchbrechen oder ganz zu vermeiden, haben gelernt, wie ein gutes Gesprächsverhalten aussieht bzw. wie man tiefer in ein Gespräch eintauchen kann. Auch, dass es nicht immer darum geht, ihren Frauen die Probleme zu lösen, sondern eine "Problemeigentümerschaft" zu akzeptieren und zu zeigen, dass sie verstehen und wenn gewünscht, handeln werden.

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